Schon von oben ist klar erkennbar: mit diesem Fluss in Bulgarien stimmt etwas nicht. Aus der Nähe betrachtet entpuppt sich das großflächige Chaos als eine Mischung aus Plastikmüll und Holzresten.
Der Unrat wurde von der starken Strömung und dem steigenden Wasserstand hierher getragen. Der größte Teil der 40 Zentimeter tiefen Müllschicht im Fluss Iskar wird aus der etwa 40 Kilometer entfernten Hauptstadt Sofia angeschwemmt.
Der Staudamm vor Ort ist das erste Hindernis im Lauf des Iskar-Flusses, bevor er die Donau im Norden erreicht.
Euronews-Korrespondent Damian Vodenitcharov kommentierte am UIfer des Iskar:“Die örtlichen Behörden sind angehalten, die Flussbetten von allem Müll säubern, der sich dort ansammeln kann, weil bei sintflutartigen Regenfällen die Gefahr von Überschwemmungen groß ist. So wie in den vergangenen Tagen.”
Stadverwaltung als Umweltsünder?
Die nahegelegene Stadt Svoge führt das Phänomen darauf zurück, dass Menschen den Fluss als Müllhalde nutzen. Tatsächlich wurden städtische Angestellte im letzten Sommer selbst dabei erwischt, wie sie eine LKW-Ladung Müll am Flussufer entsorgten. Laut dem Büro des Bürgermeisters ist die Stadt weder für die Instandhaltung des Flusses verantwortlich noch dazu in der Lage.
Iliya Bogdanov ist der stellvertretender Bürgermeister von Svoge und scheinbar in einer misslichen Personal- und Finanzsituation: “Es gibt keine Möglichkeit, einen Inspektor zu schicken, wenn jemand draußen ein Picknick macht oder wenn es eine Baustelle gibt und sie alles in den Fluss werfen.”
Reporter Damian Vodenitcharov fragt nach, ob die Stadtverwaltung nicht eine Mitschuld trage, weil sie selbst Müll in dem Fluss entsorge.
Bogdanov antwortete: “Sehen Sie, es wurde nichts in den Fluss geworfen. Der Müll wurde nur vorübergehend dort gelassen, bis ein Lastwagen ihn abholen konnte.”
Nur Dämme können für Abhilfe sorgen
Die Entsorgung der schwimmenden Müllinsel ist sehr knifflig. Die Geografie der Region macht es unmöglich, die großen Klumpen mit einem Boot oder einem Lastwagen aufzusammeln. Die einzige Möglichkeit ist die Nutzung des dammeigenen Entsorgungssystems.
Vesselin Shumanov ist ein Verantwortlicher im Wasserkraftwerk Svoge: “Die einzig sinnvolle Art, diesen Müll zu beseitigen, ist, es nach und nach zu tun. Wir lassen den Wasserstand sinken und kümmern uns um kleine Teile des Mülls mit, um ihn zu entfernen. Ein Teil des Mülls wird dadurch nicht erfasst, aber er wird von der Reinigungsanlage am nächsten Damm flussabwärts aufgenommen. Insgesamt gibt es fünf Dämme.”
Die Müllmasse ist derzeit etwa so groß wie ein Fußballfeld. Das Gleiche passierte im Sommer vor sechs Jahren. Diesmal besteht zusätzlich die Gefahr, dass die sinkenden Temperaturen das Wasser gefrieren lassen. Die schwimmende Mülldeponie könnte dann noch lange liegen bleiben.