Während der gesamten Corona-Pandemie gehörten Menschen, die auf der Straße leben, zu denjenigen, die am stärksten von den Folgen betroffen waren. Strengere Vorschriften für den Kontakt in Innenräumen haben dazu geführt, dass viele Menschen nirgendwo mehr hingehen können – besonders tagsüber. In Berlin wird eine leere Bierhalle, die aufgrund des Lockdown in Deutschland geschlossen wurde, umfunktioniert, um den Obdachlosen der Stadt zu helfen.
Eine Woche vor Weihnachten in Berlin wäre die Bierhalle im bayerischen Stil unweit vom Alexanderplatz normalerweise zum Bersten voll. Normalerweise finden hier in der Vorweihnachtszeit täglich Firmenfeiern statt – normalerweise.
Aber in Deutschland im Lockdown bleiben die Bierkrüge und die Halle leer.
Jetzt öffnet das Hofbräuhaus Berlin seine Türen wieder – für die Obdachlosen der Stadt.
Mehr als 650.000 Menschen in Deutschland sind obdachlos. Und rund 50.000 schlafen auf der Straße – 2.000 davon allein in Berlin. Durch die Pandemie hat sich ihre ohnehin schon prekäre Situation dramatisch verschlechtert.
Die Bierhalle bietet einen warmen, sicheren Ort für einige der Schwächsten in der Stadt.
Während der Staat die Kosten für Essen und Personal übernimmt, stellt Manager Björn Schwarz die Räumlichkeiten zur Verfügung – groß genug, um die Abstandsregeln einzuhalten.
Im Gespräch mit euronews erklärt Björn Schwarz, Leiter Hofbräuhaus Berlin: “Die Leute werden hier eingeladen, um zu verweilen. Das heißt, es gibt was zu lesen. Es gibt eine Sozialberatung, die zeitgleich stattfindet und die hier einfach in Ruhe gelassen wird und nicht geschubst wird. Insofern ist das Angebot neben dem reinen Essen noch etwas vielfältiger.”
Täglich zwischen 10 und 16 Uhr versorgt das Hofbräuhaus in Berlin-Mitte unter strengen Covid-19-Bestimmungen die Obdachlosen der Stadt mit warmen Speisen.
Auf dem Speiseplan steht traditionelles bayerisches Essen von Bratwurst und Kartoffeln bis hin zu warmem Apfelstrudel zum Nachtisch.
Die Berliner Sozialsenatorin sagt, dass solche Indoor-Locations aufgrund der Pandemie-Einschränkungen noch schwieriger zu finden sind.
Elke Breitenbach meint, die Stadt sei für die Wohnungslosen verantwortlich: “Die Menschen, die auf der Straße leben, haben im Moment eine viel prekärere Situation als zuvor. Sie finden kaum noch eine Einnahmequelle, weil alle anderen Berlinerinnen und Berlin zu Hause bleiben. Und wir in Berlin haben immer gesagt, wenn wir sagen ‘Bleibt zu Hause’ dann klingt das für Obdachlose Menschen wie ein Hohn. Deshalb müssen wir einfach gucken, dass es Orte gibt, wo sie sich aufhalten können, wo ihre Gesundheit und ihr Leben auch geschützt werden. Auch das ist unsere Verantwortung.”
Projekte wie dieses sind keine langfristige Lösung, aber in einem Winter wie keinem anderen können sie zumindest eine erste Anlaufstelle sein – und dazu beitragen, dass möglichst wenige Menschen an Weihnachten hungern müssen.